Cloud Computing Prognosen 2022

Fünf Cloud Computing Prognosen 2022

Passend zum Jahresbeginn haben wir einmal selbst in die Kristallkugel geblickt und speziell für den deutschen Markt fünf Cloud Computing Prognosen 2022 aufgestellt.

Ausgangspunkt für die Prognosen sind die Erkenntnisse, die wir Mitte 2021 aus den Ergebnissen des Cloud Computing Marktbarometers Deutschland 2021 gezogen hatten.

Die Marktkonsolidierung geht weiter

„Der deutsche Cloud Computing-Markt konsolidiert sich!“ So lautete die erste Erkenntnis aus dem Cloud Computing Marktbarometer Deutschland 2021. Und er wird dies weiter tun – so lautet unsere Prognose für das Jahr 2022.

Auf der einen Seite – das zeigen die Ergebnisse des letztjährigen Marktbarometers – haben es einige deutsche Cloud Service Provider geschafft, ihr Cloud Business auf eine solide Basis zu stellen. Dies gilt insbesondere für Anbieter von cloudbasierten Softwareanwendungen aus Bereichen wie Dokumentenmanagement, Zeiterfassung oder Pro­jektmanagement, sowie und IT-Infrastrukturanbieter, die ihre Kunden dabei unterstützen, deren bisher inhouse betriebenen IT-Systeme zumindest teilweise in die Cloud zu verlagern. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang lautet Cloud Migra­tion.

Auf der anderen Seite scheint die Luft für einige Anbieter, die lediglich „me too“-Cloud-Angebote im Portfolio haben, dünner zu werden. Jüngstes Beispiel: Hoster von Microsoft Cloud-Lösungen, z.B. Microsoft 365, wurden wie IT-Business berichtet, zu Jahresbeginn von einer saftigen Preiserhöhung im Bereich Services Provider Licensing Agreement kurz SPLA überrascht. Dies lässt, so IT-Business weiter, die Betriebskosten von Public Cloud Services dieser Partner in die Höhe schnellen. Wie aus den erbosten Reaktionen zu lesen ist, sehen einige der Partner darin den Versuch des Hyperscalers, sie aus dem Cloud Business zu drängen und das Geschäft lieber selbst zu machen.

Ein anders Phänomen, das in den Bereich Marktkonsolidierung passt, bezeichnete Skaylink-CEO Heinrich Zetlmayer im Cloud Computing Report Podcast mit dem Begriff „Size Matters“. Und deshalb haben sich unter seiner Führung gleich vier etablierte deutsche IT-Unternehmen – unterstützt durch das Private Equity-Unternehmen Waterland – zu einem Cloud Service Provider zusammengeschlossen und arbeiten zukünftig eng mit den Hyperscalern AWS und Microsoft zusammen.

Aus 1 mach 4 gilt auch für die neue Firma VIER: Wobei ich glaube, dass zum Firmenverbund mittlerweile sogar sechs ehemals eigenständige Unternehmen gehören. Hoffentlich müssen die jetzt nicht schon wieder ihren Namen ändern und aus der Firma VIER wird die Firma SECHS. Inhaltlich dreht sich bei VIER alles um das Thema Kundenkommunikation.

A propos Geldgeber: Gleich komplett übernehmen ließ sich der Managed Security Service Provider indevis, dieser gehört jetzt der Beteiligungsgesellschaft HQ Equita.

Unsere erste Prognose für 2022 für den deutschen Cloud Computing Markt steht:

 

Die Konsolidierung schreitet weiter voran – und nicht alle werden davon profitieren.

 

Rechenzentrumsstandort Deutschland und lokaler An­sprech­partner bleiben wichtiges Vertriebs­argument

Dies war die zweite Erkenntnis aus dem letztjährigen Marktbarometer. Die Bedeutung eines deutschen Rechenzentrumsstandorts als Vertriebsargument auf dem deutschen Cloud Computing-Markt ist weiter sehr hoch. Dies gilt auch für einen lokalen An­sprechpartner. Selbst die großen internationalen Hyperscaler wie Microsoft oder Amazon AWS haben dies erkannt. So versucht Microsoft beispielsweise, mit der so genannten  „EU-Datengrenze“  deutsche Kunden davon zu überzeugen, dass ihre Daten in der EU bleiben und nicht in die USA transferiert werden. Leider werden wir wohl erst Ende diesen Jahres wissen, wie diese Datengrenze in der Praxis genau funktionieren wird.

Wenig Begeisterung lösen solche Ankündigungen bei Datenschutzexperten wie dem Datenschutzaktivisten Max Schrems aus. Ihm gelang es ja, mit dem nach ihm benannten „Schrems II“-Urteil bereits 2020 den EU-US Privacy Shield zu Fall zu bringen, der bisher den Datentransfer in die USA regelte. Und er wird auch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass es zwischen der für die EU geltendenen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und dem für amerikanische Cloud Service Provider geltenden Cloud Act große Diskrepanzen gibt, die zu einer Rechtsunsicherheit führen, die deutsche Cloud Computing-Anwender eigentlich nur beseitigen können, indem sie sich einen deutschen oder zumindest einen europäischen Cloud Service Provider ins Haus holen.

Unsere Prognose zum Thema Cloud-Standort Deutschland lautet deshalb:

 

Allein schon auf Grund der immer noch ungeklärten rechtlichen Situation – Stichwort DSGVO vs. Cloud Act – bleibt der Cloud Standort Deutschland weiter ein wichtiges Vertriebsargument für deutsche Cloud Service Provider – insbesondere in Abgrenzung zu nicht-europäischen Anbietern.

 

Cloud Computing und Corona-Krise

Kommen wir zur dritten Erkenntnis aus dem Cloud Computing Marktbarometer Deutschland 2021: Die Corona-Krise und der deutsche Cloud Computing-Markt

Nicht nur Microsoft mit „Teams“ oder Zoom mit seiner gleichnamigen Cloud-basierten Video-Conferencing-Lösung. Auch die deutschen Cloud Service Provider gehören – darauf lassen zumindest die Ergebnisse des Cloud Computing Marktbarometers Deutschland 2021 schließen – z  den Ge­win­nern der Corona-Krise. Dies zeigen insbesondere auch die persönlichen Statements, in denen von der Corona-Krise als „Turbo-Charger“ die Rede ist oder die lapidare Feststellung getroffen wird, dass „Digitalisierung ohne Cloud nicht geht“.

Dass ein Viertel der befragten Unternehmen auch Mitte 2021 – mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie – noch immer keine Aussage über die Auswirkungen auf das eigene Business treffen konnte bzw. mochte, war für mich etwas überraschend.

Die Kehrseite der Medaille: Der „war for talents“ geht weiter. Inwieweit dabei auch Quer­ein­steiger zum Zug kommen, die aus Branchen stammen, die zu den Opfern der Corona-Krise gehören, wird sich zeigen.

Zumindest der Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung in der Nach-Corona-Zeit fiel 2021 deutlich positiver aus als im Vorjahr.

Leider beschäftigt uns die Pandemie ja noch immer und man braucht kein Prophet zu sein, dass sie dies auch in den nächsten zwölf Monaten tun wird.

Lassen Sie mich nochmals auf den Fachkräftemangel zurückkommen. Dieser betrifft natürlich nicht nur die Cloud Computing-Anwender, sondern auch die Anbieterseite.

Aus diesem Grund lautet unsere dritte Prognose:

 

Der Fachkräftemangel wird auch 2022 eines der wichtigsten Herausforderungen sein, dass Unternehmen, sowohl auf Anwender- wie auf Anbieterseite bewältigen müssen. Programmierer und IT-Administratoren werden auch in den nächsten zwölf Monaten nicht „vom Himmel fallen“.

 

An der Cloud führt – gerade in Corona-Zeiten kein Weg mehr vorbei

Diese Erkenntnis aus dem Cloud Computing Marktbarometer kann ich direkt in eine Prognose für das Jahr 2022 überführen. Allerdings entsteht daraus auch ein gewisses Risiko: Stichwort Cyberattacken.

Leider gab es davon auch in den vergangenen zwölf Monaten wieder eine ganze Reihe – und es wird sie auch in den nächsten zwölf Monaten geben. Die große Gefahr, die ich gerade im Zusammenhang mit Cloud Computing sehe, ist die Tatsache, dass immer häufiger auch Cloud Service Provider davon betroffen sind – mit dem Domino-Effekt, dass so ein Angriff nicht nur den Cloud Service Provider selbst lahmlegt, sondern auch seine Kunden. Sie erinnern sich vielleicht noch an den Fall der Firma Kaseya, der zu einem Ausfall der Kassensysteme in skandinavischen Supermärkten führte.

Und selbst die großen Hyperscaler sind vor Ausfällen nicht gefeit, wie der Ausfall bei AWS im Dezember 2021 zeigte. Dass es sich in diesem Fall nicht um einen Hackerangriff, sondern um einen internen IT-Managementfehler handelte, wird die betroffenen AWS-Kunden wenig trösten.

Und noch ein weiterer sicherheitsrelevanter Aspekt im Zusammenhang mit Cloud Computing sei an dieser Stelle angesprochen. Mit dem Diebstahl von Cloud-Zugangsdaten erhalten Kriminelle nicht nur Zugriff auf das Firmennetz EINES Unternehmens, sondern können ein System infiltrieren, an diese viele unterschiedliche Unternehmen direkt angeschlossen sind. Wäre ich ein Hacker, der – aus welchen Gründen auch immer – möglichst viel Schaden anrichten möchte, dann würde ich mich auf kleine und mittlere Cloud Service Provider konzentrieren. Als Cloud Computing-Anwender hoffe ich, dass auch diese Provider gegen derartige Angriffe gewappnet sind.

Abschließend unsere Prognose:

 

Wir werden auch in den nächste zwölf Monaten Zeuge von Cyberattacken werden, die nicht nur Anwenderunternehmen, sondern vermehrt Cloud Service Provider ins Visier nehmen.

 

GAIA-X – Mondmission oder Himmelfahrtskommando?

Womit wir schon bei der letzten Erkenntnis aus dem letztjährigen Marktbarometer wären: GAIA-X – Mondmission oder Himmelfahrtskommando?

Tja, wie geht es mit GAIA-X im Jahr 2022 weiter? Die Prognose fällt ehrlich gesagt schwer. Spricht man mit den Projektbeteiligten, stellt man fest, dass die vorgestellten Pläne und Projekte schon Hand und Fuß haben und sich mehr als interessant anhören.

Ob es mit der digitalen Mondmission wie der mittlerweile EX-Wirtschaftsminister Altmaier sie nannte, also klappt oder das Ganze ein Himmelfahrtskommando wird? Die Zweifel zumindest unter den Teilnehmenden des Cloud Computing Marktbarometers Deutschland 2021 sind gewachsen. Aus einer Mischung aus Hoffnung und Ernüchterung ist eine kritische Haltung geworden. Kritisiert werden insbe­sondere die langwierigen und um­ständlichen Verfahren.

Darüber hinaus fehlt wohl der Glaube, dass es gelingt, die inter­natio­nalen Hyperscaler so in die Initiative einzubinden, dass diese ihr Knowhow und ihre Erfahrun­gen zwar einbringen, die Initiative aber nicht zu ihrem eigenen Vorteil missbrauchen.

Und so fällt auch unsere Prognose für die weitere Entwicklung von GAIA-X in den nächsten zwölf Monaten zwiespältig aus. Auf der einen Seite sind die Ziele und die angestoßenen Projekte sicher richtig, auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob am Ende da wirklich etwas dabei herauskommt, was sich am Markt behaupten kann. Am Ende entscheidet sicher der Kunde.

 

GAIA-X: Mondmission oder Himmelfahrtskommando? Wird sich erst zeigen …

 

Cloud Computing Marktbarometer Deutschland 2022

Soweit unser – zugegeben subjektiver – Ausblick auf das Cloud Computing Jahr 2022. Natürlich wird es auch 2022 ein Cloud Computing Marktbarometer Deutschland geben. Die Umfrageperiode hat vor kurzem begonnen. Falls Sie selbst Interesse an einer Teilnahme an der Umfrage haben, die anonym erfolgt und nur wenige Minuten Ihrer Zeit erfordert, freuen wir uns über eine kurze Nachricht an umfrage [at] grohmann-business-consulting.de