Die Ergebnisse der Trendstudie Active Sourcing & Reverse Recruiting 2018 liegen vor

Im Oktober hatten wir Unternehmen aus der IT-Branche zur Trendstudie Active Sourcing & Reverse Recruiting 2018 eingeladen. Wir hatten uns aus gutem Grund für IT-Unternehmen als Umfrage-Zielgruppe entschieden, denn diese Unternehmen leiden derzeit besonders unter dem Fachkräftemangel in Deutschland. Laut MINT Frühjahrsreport 2018 des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln fehlen in diesen Berufen – „MINT“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – fast eine halbe Million Fachkräfte.

Ziel der Online-Umfrage war es, einen aktuellen Status über die Recruiting- und Sourcing-Maßnahmen in deutschen IT-Unternehmen sowie einen Ausblick über die weiteren Aktivitäten zu erfassen. Die Ergebnisse liegen nun vor, die wichtigsten haben wir kurz für Sie zusammengefasst.
 

IT-Unternehmen tun sich schwer, neue Mitarbeiter zu finden

Als Ausgangspunkt galt es zuerst einmal festzustellen, ob und inwieweit der eingangs skizzierte und öffentlich so häufig diskutierte Fachkräftemangel auch tatsächlich für die Unternehmen relevant ist. Die Frage lautete deshalb: Wie schwer ist es für Ihr Unternehmen derzeit, Fachkräfte zu finden?

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Das Ergebnis ist eindeutig: Für mehr als drei Viertel der Unternehmen (77 %) stellt das Recruiting neuer Fachkräfte eine Herausforderung dar. Nur jedes zehnte (11 %) befragte Unternehmen scheint keine größeren Recruiting-Probleme zu haben. Ein weiteres Zehntel sieht die Fragestellung differenzierter und machen die Herausforderung von der zu besetzenden Stelle abhängig.

Danach war es natürlich wichtig, die Gründe zu analysieren, weshalb die Unternehmen Schwierigkeiten beim Recruiting haben.

Frage: Weshalb ist es so schwer für Ihr Unternehmen, neue Mitarbeiter zu finden? (Mehrfachnennung)

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
An erster Stelle steht die (zu erwartende) Antwort, dass es schlicht zu wenige Bewerber gibt. Doch schon an zweiter Stelle tritt ein Phänomen auf, dass uns auch im Einzelgespräch mit HR-Verantwortlichen in IT-Unternehmen immer wieder genannt wird. Ein IT-Unternehmen aus Karlsruhe sprach beispielsweise vom „Staubsauger aus Walldorf“ – gemeint ist damit das Software-Unternehmen SAP, das den Arbeitsmarkt an qualifizierten IT-Arbeitskräften im Südwesten „leersaugt“. Für viele ITler scheint es also attraktiver zu sein, bei einem „Big Player“ mit internationalem Ruf – und entsprechenden Mitarbeiterleistungen – zu arbeiten, als bei einem mittelständischen IT-Systemhaus oder einem jungen IT-Startup in der Region.

Doch nicht nur die großen IT-Unternehmen spielen den „Staubsauger“, sondern auch viele Nicht-IT-Unternehmen, die in Zeiten der Digitalisierung immer mehr IT-Fachkräfte benötigen. So startete beispielsweise der Discounter ALDI Süd in diesem Jahr unter dem Motto „IT-Jobs ohne Bugs“ eine große angelegte Recruiting-Kampagne. Aktuell (Stand Dezember 2018) sucht das Unternehmen mehr als 100 IT-Fachleute – vom Entwickler über den Projektmanager bis hin zum IT-Azubi.

Ein weiteres Problem ist die scheinbar fehlende Anzahl qualifizierter IT-Fachkräfte, die auf Platz drei landete. So bestätigte der Geschäftsführer eines mittelständischen IT-Dienstleisters aus Niedersachsen, dass sein Unternehmen mittlerweile Absolventen mit einer Abschlussnote als potentielle Mitarbeiter berücksichtigt, die man früher auf Grund ihrer schlechten Abschlussnote „nie und nimmer“ eingestellt hätte.

In der nächsten Frage der Trendstudie wurde abgefragt, welche Maßnahmen die Umfrageteilnehmer ergreifen, um neue Mitarbeiter zu suchen (Mehrfachnennung möglich):

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Die Karriereseite auf der eigenen Webseite sowie Stellenanzeigen in Online-Jobbörsen wurden am häufigsten als Recruiting-Maßnahmen genannt, gefolgt von „Active Sourcing“-Maßnahmen. Stellenanzeigen in Zeitungen werden dagegen nur noch von etwas mehr als einem Viertel der befragten Unternehmen geschaltet.

Wichtig war in diesem Zusammenhang dann natürlich die Frage, wie die Unternehmen den Erfolg ihrer Recruiting-Maßnahmen bewerten.

Frage: Welche der vorher genannten Recruiting-Maßnahmen ist derzeit am erfolgreichsten?

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
„Die Stellenanzeige ist tot!“ – Die Ergebnisse der Trendstudie bestätigen diesen Trend nicht. Allerdings liegt die Karriereseite auf der eigenen Webseite bereits auf Platz 2. Gemeinsam mit Active Sourcing-Maßnahmen überholt sie bereits die Online-Stellenanzeigen. Damit unterstreicht die Umfrage im übrigen auch die Aussagen einer Paneldiskussion auf der letzten Zukunft Personal in Köln im September 2018.

Kernaussagen der Diskussion waren unter anderem:

  • „Die Stellenanzeige ist nicht tot, sie ist der Call-to-Action“
  • „Wir treffen unsere Entscheidungen zu 80 Prozent emotional“
  • „Die Herausforderung besteht heute darin, hervorzustechen.“
  • „Individualität und Authentizität werden also zukünftig wohl noch wichtiger werden.“

 

Active Sourcing: Mehr als ein Trend

Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Trendstudie standen dann die beiden Themen Active Sourcing und Reverse Recruiting. Wie bereits bei den vorherigen Fragen deutlich wurde, ist Active Sourcing bei IT-Unternehmen in Deutschland als Recruiting-Maßnahme teilweise bereits ein Begriff.

Dies verdeutlicht auch die folgende Frage nach dem Bekanntheitsgrad des Begriffs „Active Sourcing“.

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Nur knapp ein Zehntel der Umfrageteilnehmer gab an, zum Zeitpunkt der Befragung den Begriff zum ersten Mal zu hören. Allerdings gaben nur 49 Prozent der Befragten an, Active Sourcing auch zu betreiben.

Diese Umfrageteilnehmer wurden dann noch um eine Bewertung ihrer Active Sourcing-Maßnahmen gebeten:

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Die Bewertung fällt durchaus positiv aus. 70 Prozent bewerten ihre Active Sourcing-Maßnahmen als sehr gut oder gut. Nur ein Zehntel der Umfrageteilnehmer ist nicht zufrieden.
 

Reverse Recruiting: Rollentausch im Bewerbungsverfahren

Der anhaltende Fachkräftemangel in vielen Branchen in Deutschland hat dazu geführt, dass ein neuer Trend in der Personalbeschaffung Einzug hält, dass sich zukünftig nicht mehr mehrere Mitarbeiter um einen Arbeitsplatz bewerben, sondern mehrere Arbeitgeber um einen Mitarbeiter: Reverse Recruiting lautet das neue Schlagwort. Im Rahmen der Umfrage haben wir deshalb auch nach dem Bekanntheitsgrad dieses Schlagworts gefragt – mit einem aus unserer Sicht überraschenden Ergebnis: Fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (63 %) gaben an, den Begriff zu kennen.

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Auf die Frage, ob Sie „Reverse Recruiting“ als Recruiting-Maßnahmen einsetzen, gaben allerdings dann mehr als 80 Prozent an, dies nicht zu tun.

Trendstudie Active Sourcing und Reverse Recruiting
 
Fazit: Der Fachkräftemangel setzt IT-Unternehmen in Deutschland derzeit mächtig zu und führt dazu, dass neue Wege eingeschlagen werden dem Ziel, mögliche Kandidaten direkt anzusprechen. Neue Konzepte wie Active Sourcing oder Reverse Recruiting sind zwar als Begriff in den Unternehmen bekannt, bei der Umsetzung stehen viele der befragten Unternehmen allerdings derzeit erst am Anfang.

Über die Studie: An der Umfrage beteiligten sich 121 Fach- und Führungskräfte in deutschen IT-Unternehmen. Die Umfrage erfolgte anonym durch Ausfüllen eines Online-Fragebogens in den Monaten Oktober und November 2018.